Integrationshelfer und Pflegefachmann

Seit drei Jahren ist Ivan Diachuk Teil des Linimed-Teams in der Carolinenstraße in Jena. Der gebürtige Ukrainer ist Pflegefachkraft in der außerklinischen Intensivpflege und als Integrationshelfer bei der Linimed GmbH der Ansprechpartner für unsere ausländischen Pfleger:innen und Auszubildenden. In dieser Funktion unterstützt und berät er ausländische Pflegefachkräfte und Azubis während ihrer ersten Monate in Deutschland und in der Linimed. Ivan ist dafür eine Idealbesetzung, denn seine eigene Biographie spiegelt viele Tücken, die auf ausländische Pflegefachkräfte in Deutschland warten.

Ivan selbst kam 2013 zum ersten Mal nach Deutschland. Er wollte Lehrer werden und hatte Deutsch und Englisch in der Ukraine studiert. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, reiste er nach Deutschland, blieb und absolvierte ein freiwilliges ökologisches Jahr. Später arbeitete er im Bundesfreiwilligendienst im Universitätsklinikum in Jena und sammelte erste Erfahrungen im Gesundheitswesen.

„Während meiner Zeit in der Uniklinik habe ich einen Pflegedienst angesprochen. Sie haben mir einen Probetag angeboten und ein paar Tage später sogar einen Ausbildungsvertrag als Altenpfleger. Das wollte ich unbedingt machen.“ Erst einmal musste er jedoch zurück in die Heimat. Es fehlten Dokumente für ein Arbeitsvisum. Sämtliche Unterlagen mussten ins Deutsche übersetzt werden und der Aufenthalt bei der Botschaft beantragt werden. „Das Verfahren war schwierig und stressig, aber ich wollte diese Chance auf jeden Fall nutzen.“

Im Frühjahr 2015 hatte er alle notwendigen Unterlagen verschickt und wartete auf Antwort. Wochen wurden zu Monaten und Ivan zunehmend nervös. „Die Ausbildung sollte im September beginnen, aber die Botschaft meldete sich nicht.“ Ivan ergriff selbst die Initiative, kontaktierte die Botschaft und erfuhr, dass sein Visumsantrag abgelehnt wurde. „Ich war enttäuscht, traurig und wütend. Aber ich wollte nicht aufgeben.“ Nach weiteren Anträgen, Empfehlungsschreiben und einer Menge Frust wurde seinem Widerspruch am Ende stattgegeben. Gerade noch rechtzeitig hielt er sein Arbeitsvisum in den Händen und konnte seine Ausbildung zum Altenpfleger beginnen.

Auch hier war der Start alles andere als leicht: Obwohl er Deutsch studiert hatte, waren die ersten zwei Monate in der Pflegeschule hart. Viele Fachbegriffe, Redewendungen und Formulierungen kannte er nicht. Dem fachlichen Unterricht in einer Fremdsprache zu folgen, erwies sich als große Herausforderung. „Ich habe damals Deutsch geübt, wann immer ich konnte“, sagt Ivan. „Mit den Kollegen, und Patienten nur auf Deutsch gesprochen, mein Handy auf Deutsch umgestellt und viele Nachrichtensendungen angeschaut. Die Sprache ist das Wichtigste, sonst kann man die Ausbildung gleich vergessen.“

Es klappte. Ivan absolvierte die Pflegeausbildung erfolgreich und wurde übernommen. Einige Zeit später bewarb er sich bei der Linimed. Die Arbeit in der außerklinischen Intensivpflege fand er schon während seiner Ausbildung reizvoll und freute sich, als er die Stelle bekam. Nach seiner Weiterbildung in außerklinischer Intensivpflege wurde er als Pflegfachkraft in der Carolinenstraße in Jena eingestellt. Dort unterstützt er das Team seit 2019.

Im Sommer des vergangenen Jahres wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könnte, Integrationshelfer bei der Linimed in Jena zu werden. Diese neue Rolle gefällt ihm sehr.

„Ich versuche meine Erfahrungen weiterzugeben“, sagt Ivan. „Aktuell betreue ich vor allem unsere Auszubildenden aus Vietnam, beispielsweise bei Behördengängen oder sprachlichen Problemen.“ Die Azubis können sich jederzeit bei ihm melden, wenn sie Hilfe brauchen. „Und ich motiviere sie dazu, Deutsch zu sprechen.“ Inzwischen seien sie viel selbstständiger und selbstbewusster geworden. „Das freut mich sehr, denn das ist das Ziel meiner Arbeit.“

Infoblock:

  • Neben der Ausbildung und der gezielten Entwicklung eigener Mitarbeitender ist die Gewinnung ausländischer Pflegefachkräfte eine wesentliche Säule, um den Personalbedarf in der Pflege zu decken
  • Ausländische Pflegekräfte bringen in der Regel ein hervorragendes medizinisches Fachwissen mit. Schulungsbedarf gibt es häufig bei der Pflegedokumentation und den spezifischen Regularien des deutschen Pflegesystems
  • Auch die Sprache ist häufig eine große Herausforderung
  • Um das Ankommen und die Integration in den ersten Monaten in Deutschland zu erleichtern hat die Linimed ein eigenes Willkommenszentrum in Jena eingerichtet und setzt auf interne Integrationsbeauftragte

Wir danken Ivan für seine Zeit und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg und Spaß als Pflegefachmann und Integrationshelfer bei der Linimed GmbH.

(Das Interview wurde im Juni 2022 geführt.)



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